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11.07.22 / 14.01.17, 20:00 / ... / 23.02.04

 

Marktwirtschaft: Definition, Beschreibung

Noch ein Beitrag zu Marktwirtschaft, nach hundertfacher Eloge, hundertfachem Verriss, ebenso oft mit Adjektiven wie sozial, frei oder kapitalistisch versehen und manches Mal im Dienste politischer Ziele instrumentalisiert; sogar missbraucht?

Ja. Aber nicht “noch”, sondern ein “anderer” Beitrag. Zunächst lesenswert, die Seiten 7-11 aus “Die Logik der Globalisierung” von Carl Christian von Weizsäcker, prominenter Ökonomen. Der Text enthält eine Reihe sehr guter, wenig bekannter Argumente und Gedankenfolgen. Aber: Ist der Text für die gebotenen Aussagen nicht doch unnötig lang? Und hat das eine oder andere Argument nicht doch den Sound geschraubter Rechtfertigung vor dem Hintergrund, dass Millionen etwa die deutsche Realität ganz anders wahrnehmen (wollen?)? Die Umfragewerte der Sozialisten summieren am 20.08.2018 ohne Berücksichtigung von aFd und “sonstigen Parteien” immerhin rund 46%. In der gleichen Größenordnung lag das Wahlergebnis der Sozialisten im September 2013.

linie-590-4Definition (1):

In der arbeitsteiligen Gesellschaft ist jede natürliche (Individuum) und jede juristische (Unternehmen) Person frei, sein(e)(n) Güter

[ Arbeit V Ertrag V Geld/Guthaben V Waren V Produktionsmittel V Vermögen ]
in
[ (andere(s)) Arbeit V (Geld/Guthaben V Waren V Produktionsmittel V Vermögen) ]


nach eigener Wahl (am Markt) zu tauschen.

Zwar werden vom Staatskomplex Güter verbraucht und investiert, die Funktionalität des Tauschs gehört nach dem Prinzip der disjunkten Funktionszonen aber nicht zu seinem ideell vorgesehenen Handlungsrahmen. Konservativen und vor allem Sozialisten gelingt es seit langem, diese Norm zu durchbrechen.

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Die sechs gewählten Güter-Klassen sind:

  • Arbeit: die der Individuen
  • Ertrag: aus Dienstverhältnis, Honorar, Zins oder Kapital
  • Geld/Guthaben: Bargeld, Bankguthaben, Darlehen
  • Waren: die des (täglichen) persönlichen Gebrauchs (Mobilien und Immobilien), Produkte nach Versand und Handelsbestände
  • Produktionsmittel: Rohstoffe bis Fertigprodukte (vor Versand), Rechte, Maschinen, Bauten
  • Vermögen: Kunst, Rechte, Kapitalanlagen

In einfacher Sprechweise und ergänzend: Der Eigentümer hat das Recht der Verfügung über die “Sache” (§§ 873 und 903 BGB) - selbstverständlich unter Beachtung der mit der einzelnen Sache ggf. “verbundenem” Rechtsverhältnis(se). Prinzipiell hat jedes Individuum in zivilgesellschaftlicher Rolle umfassenden Zugang zum Eigentumstitel jeglichen Gutes. In der Rechtsordnung ist bestimmt, bei welchen Gütern, Güterarten etwa Private vorübergehend oder dauerhaft vom Erwerb eines Eigentumstitel ausgeschlossen sein sollen (etwa bei bestehendem Monopol, Waffen, bestimmte Tiere, Kulturgüter, Güter der Infrastruktur)

 

A. Das marktwirtschaftliche System

Unter “System” ist in diesem Zusammenhang die (Gesamt-) Gesellschaft zu verstehen. Jedes Individuum nimmt zumindest in der Rolle als Verbraucher an “Wirtschaft” teil. Konsequent mit dem Primat der Politik verursachen die meisten politischen Vorgänge (bereits) unmittelbar (individuelle) Verhaltens-Folge-Wirkungen, die auf Güter-, Arbeits- und/oder anderen Märkten sichtbar werden. Sind das kontrollierbare, voraussehbare, beherrschbare Wirkungen?

Der Urmensch arbeitete - erfüllte dadurch seine eigene Nachfrage. In der arbeitsteiligen Gesellschaft ist nicht länger entscheidbar, ob die Nachfrage nach Arbeit die Nachfrage nach Gütern oder die Nachfrage nach Gütern die Nachfrage nach Arbeit voraussetzt bzw. bewirkt. Unverändert gilt seit Urzeiten in jeder Wirtschaftsordnung: Wird mehr Arbeit geleistet, erhöht sich tendenziell das Güterangebot. In der Marktwirtschaft steigt vorteilhaft-selbstregulierend bei steigendem Arbeitsinput tendenziell der individuelle Ertrag, während und auch weil Güterpreise relativ-tendenziell sinken.

Es besteht in der arbeitsteiligen Gesellschaft als Folge von Arbeit, Konsum, Sparen, Investition und Produktion ein Beziehungsgefüge von Kunden und Lieferanten über alle
Güter-, Kapital- und Geld-Märkte

 

B. Das marktwirtschaftliche Beziehungsgefüge

In der Marktwirtschaft werden - anders als in der Planwirtschaft - Güter und Arbeit (unabhängig vom sich ergebenden Vertragsverhältnis) an Märkten angeboten, nachgefragt und ggf. getauscht. Aufgrund dieser (seiner) Marktpräsenz ist jedes tätige (Erwerbsarbeit) Individuum in meist viele

( ...-Nachfrage-Angebot-Nachfrage-Angebot-... )-Wirkungsketten

eingebunden. Verallgemeinert ausgedrückt, besteht das System des marktwirtschaftlichen Beziehungsgefüges aus einer Unzahl miteinander verschlungener, unterschiedlich langer teils geschlossener, d.h., rückgekoppelter der Wirkungsketten, die sich aus

( ...-Kunde-Lieferant-...)-, bzw. ( ...-Lieferant-Kunde-... )-Gliedern

zusammensetzen. Hierin ist auch Arbeit sowohl als Dienstverhältnis wie als Selbständigkeit enthalten.

Der Input

zum (marktwirtschaftlichen) System der Wirkungsketten sind Rohstoffe und (letztlich) Sonnenenergie.

Der Output

des Systems besteht aus Abfall und höherer Entropie. (1a)

Wird das Ökonomie-System ohne Berücksichtigung der privaten Rolle der Individuen betrachtet, dann gehört zum Input neben Rohstoffen und Sonnenenergie zusätzlich der Konsum-Bedarf der Einzelnen, derweil der Output zusätzlich aus produzierten Gütern besteht.

Weitere partielle Einschlüsse oder Ausschlüsse der Individuen sind denkbar, jedoch insgesamt nicht weiter relevant, weil die Ökonomie als Modell ohnehin nicht nachgebaut werden kann, wegen 

  • quasi unendlicher Komplexität des gesamthaften Wirkzusammenhangs
  • zahlloser volatilen sowie einmalig oder häufig temporärer Wirkungsketten 

Preise und Mengen werden im (sozialen) Beziehungsgefüge von

  • Kunden (Verbraucher, Arbeitgeber) und.
  • Lieferanten (Produzenten, Arbeitnehmer)

nach dem Prinzip von Angebot und Nachfrage (für Güter, Arbeit, Geld u. Kapital) also durch die Handlungen von Personen fest gelegt.

Die Anzahl der von Anbietern, Nachfragern und der schier unendlichen Anzahl verschiedener Güter gebildeten Wirkungsketten wird noch dadurch vervielfacht, dass die Marktteilnehmer als Verbraucher, Investoren oder Unternehmer sowie jeweils als Private oder Staatliche, d.h., in 2X3, also sechsfach unterschiedlich reagierender Rollen-Kombinationen auftreten.

 

C. Praxis der Marktwirtschaft

Bei gegebenem Einkommen wird jeder Verbraucher den Spielraum für die Wahl der Güter entsprechend seiner individuellen Präferenzen für Mengen und Qualitäten ausschöpfen. Schon zur Befriedigung der Grundbedürfnisse hat der Verbraucher (2) gewissen Spielraum für Qualitäten und Mengen. So ist denkbar, dass trotz geringem Einkommen ein Kunstgegenstand gekauft wird oder ein Vermögender bei ALDI Billig-Rasendünger à 0,663 €/kg beschafft. Die “Gesamtheit der Verbraucher” ist zur Erfüllung der individuellen Präferenzen also daran interessiert, am Markt ein maximal vielfältiges Güterangebot in signifikant unterscheidbaren Qualitäten vorzufinden.

Außerdem ist - in der Definition angelegt - jedermann frei, den Ertrag seiner Arbeit und sein Vermögen als Eigenkapital in ein Unternehmen zu investieren. Das ist aus Verbraucher-Sicht sogar wünschenswert, weil Investitionen bei sinkenden Preisen zunehmende Produkt-Vielfalt ermöglichen. Unternehmerische Tätigkeit ist, im Verbraucherinteresse, inhärentes Merkmal der Marktwirtschaft. Je höher der (künftig) erwartete Ertrag einer Investition, desto mehr Kapital wird investiert.

Warum soll angesichts obwaltender Menschenrechte und angesichts der Freiheit der Verbraucher, nicht jedermann frei sein, genau das Nachgefragte herzustellen und anzubieten?

Dem Wettbewerb der Dienstverpflichteten um das beste Verhältnis von Preis und Leistung der angebotenen Arbeit entspricht der Wettbewerb der Unternehmer um das beste Verhältnis von Preis und Leistung der erzeugten Güter.

 

D. Eingriffe in das Marktwirtschaftliche System

Angesichts der hohen und feingliedrigen Komplexität etwa des europäischen oder nur deutschen Wirtschafts-Systems hat jeglicher Eingriff, d.h., die gewollte Änderung des Geschehens unvorhersehbare Wirkungen. Insbesondere herrschende und meinungsbildende Elefanten erwachen unversehens als Täter im Porzellan-Laden, bekanntlich gekennzeichnet dadurch, dass einzig das Kehren der Scherben noch sinnvoll ist. 

Wird Wettbewerb (etwa durch Gesetze) eingeschränkt, reagiert eine Teilmenge der Individuen (gerne ebenfalls als “System” bezeichnet) oftmals “chaotisch”, zumindest unerwünscht. Andernfalls nicht genutzte Freiheitsgrade werden Abwehrstrategien derjenigen, die sich in die Enge getrieben fühlen. So bewirken:

  1. maximaler Flächentarif oder gesetzliche Mindestlöhne zusätzlich Arbeitslosigkeit,
  2. gesetzlich geregelte Gewährleistungsfristen entweder Preissteigerungen und/oder Knappheit oder
  3. Mengenregulierungen (Steinkohle, Bundesbahn) Kapitalverschwendung.

Weitere in Deutschland übliche Mengenregulierungen sind: Das 100.000-Dächer-Programm, budget-bedingte Engpässe im tertiären Bildungssektor, kontingentierter Straßenbau und weitgehendes Verbot von privatem ÖPNV.

Werden beispielsweise Preise jenseits ökonomischen Geschehens etwa politisch festgelegt, erfolgt die desto stärkere Anpassung der angebotenen und/oder nachgefragten Mengen; es steigt die Wahrscheinlichkeit der ökonomischen Krise.

Eingriffe in das Marktgeschehen haben nicht überschaubare, oft negative Folgewirkungen, die zwangsläufig weitere “politische Interventionen” nach sich ziehen und “das System in vielfältiger Weise noch stärker belasten”. Freiheitsbeschränkung bewirkt Suche nach Auswegen, damit besonders starke Veränderungen anderer Variablen. Es steigt so die Wahrscheinlichkeit der ökonomischen Krise. .Derartige Eingriffe sind unvermeidbar, allein weil der Mensch Mensch ist. Das sorgsam gewägte Gemeinwohl, nicht die populistische Intention vor Wahlen, sollte Anlass für Regulierung des Marktgeschehens sein. Soziale Maßnahmen können mit höherer Genauigkeit daher besser zielführend außerhalb des marktwirtschaftlichen Beziehungsgefüges getroffen werden.

So weit kursorische Überlegungen; das Thema ist für weitere Vertiefung geeignet.

 

E. Der rechtliche Rahmen und andere Randbedingungen

Die Rechtsordnung (aktueller Gesellschaftsvertrag der Gesellschaft (3)) bestimmt, ob die entsprechende Wirtschaftsordnung als Marktwirtschaft konfiguriert ist, bzw. obwaltet. Die politischen Parteien beantworten dies in Abhängigkeit ihrer Positionierung im politischen Raum unterschiedlich. Mit prägender oder hochgradig prägender sozialistischer Gesellschaftsordnung ist Marktwirtschaft inkompatibel.

Seit 1948 hat sich der Begriff der sozialen Marktwirtschaft mit inzwischen unterschiedlicher politischer Intention fest etabliert. Ursprüngliche Absicht war vermutlich, sozialistische Kritik abzufedern, obwohl das Eine vom Anderen logisch betrachtet unabhängig ist. Eine Gesellschaftsordnung ohne “soziale Komponente” (4) wird unabhängig etwa von der Wirtschaftsordnung à la long nicht überleben (5)

im rechtlichen Rahmen ist beispielsweise auch bestimmt, ob Monopole zulässig sein sollen. Nach der Konzeption von Marktwirtschaft sind Monopole abzulehnen und zu unterbinden, weil diese Erscheinung der Idee widerspricht. Ausgehend von der Überlegung dass etwa “die Reise zum Mars” (am Beginn des 21. Jahrhunderts) von einem KMU nicht durchgeführt werden kann, erfordert die politische Praxis einen ausgeklügelten rechtlichen Rahmen mit dem Ziel, die vielfältigen Grau-Zonen-Fälle nach Maßgabe von Rechtsstaatlichkeit zu handhaben.

Diese Überlegungen sind hier kursorisch behandelt. Zu Vertiefung von rechtlichem Rahmen und anderen Randbedingungen zur Marktwirtschaft siehe Liberalismus, liberale Bausteine sowie unter Liberalismus dort (erneut) Marktwirtschaft

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(1) Eckige und runde Klammern so wie rote/blaue Zeichensetzung sollen die Lesbarkeit der Definition verbessern. “V” logisch “oder”
(1a) Nach dem Gesetzen der Thermodynamik, die hier nicht verstanden werden müssen, zwingend. Jedenfalls Ausdruck für die Qualitätsminderung der Biosphäre.
(2) Verbraucher ist das (soziale, soziologische) Individuum in der ökonomischen Sphäre
(3) Deutschland, EU, San Marino, Venezuela, Kolumbien, Welt)
(4) Bewahren jedes Individuums vor dem sozio-ökonomischen Untergang
(5) Das gilt für Kuba, Nord-Korea nicht anders als für Venezuela, angesichts des jeweils etablierten Totalitarismus als Tendenz sowohl verstärkt wie verzögert
 

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